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Donnerstag, 15. Februar 2024
Das Projekt "InnoNet-Energy" konzentriert sich auf die Steigerung der Energieeffizienz in Wohngebäuden durch den Einsatz von Energiemanagementsystemen. Die Initiative erforscht die aktuelle Verbreitung, die beteiligten Akteur:innen und Informationsnetzwerke.
Die "InnoNet-Energy" Forschungsinitiative (2020-2023) bringt neue Impulse für den Energiesektor in der Schweiz. Ziel des vom Bundesamt für Energie finanzierten und von EPFL in Zusammenarbeit mit Protoscar und Energie Zukunft Schweiz durchgeführten Projektes ist die Verbesserung der Energieeffizienz in Wohngebäuden durch die Integration von Energiemanagementsystemen (EMS) sowie den Ausbau von Photovoltaik (PV) und Elektrofahrzeugen.
Die Studie untersucht die aktuelle Verbreitung von EMS in Wohngebäuden und wie das Informationsnetzwerk zwischen den beteiligten Akteur:innen auf der Anbieterseite und den Technologieanwender:innen aufgebaut ist.
Im Gebäudesektor besteht grosses Potenzial zur Steigerung der Energieeffizienz, welches mithilfe von EMS erschlossen werden kann. Sie ermöglichen die Überwachung und Regulierung der Energieproduktion und des -verbrauchs im Gebäude und steuern automatisch Geräte wie Ladestationen für Elektrofahrzeuge, Wärmepumpen oder Batteriespeicher.
Durch die Verschiebung des Betriebs nicht-essenzieller Geräte auf Zeiten geringerer Netzbelastung bzw. hoher Produktion erneuerbarer Energien verhindern EMS eine Überlastung des Gebäudeanschlusses, optimieren die Nutzung erneuerbarer Energien und tragen zur Stabilisierung des Gesamtnetzes bei.
Die Studie zeigt, dass viele Hausbesitzende mehrere Energietechnologien gebündelt installieren. Insbesondere EMS werden grossteils in Kombination mit anderen Technologien implementiert, am häufigsten mit PV-Anlagen (80%).
Dies unterstreicht die Notwendigkeit für Technologieanbieter und Energieversorger, nicht nur ihre eigenen Produkte, sondern auch die Synergien mit komplementären Technologien zu verstehen, zu empfehlen und im Idealfall kombiniert als sogenanntes Bundle anzubieten. Dafür sind ein Austausch und die Koordination der verschiedenen Anbieter innerhalb der Branche notwendig.
Bemerkenswert ist, dass bereits 16% der Hausbesitzenden ein EMS installiert haben - eine beachtliche Zahl für eine relativ neue Technologie. Es besteht jedoch noch grosses Potenzial für die Implementierung von EMS, besonders bei Mehrparteiengebäuden mit Mietwohnungen, in denen mehr als die Hälfte der Schweizer Bevölkerung wohnen. Dies macht insbesondere bei solchen Gebäuden Sinn, die bereits eine PV-Anlage installiert haben oder noch installieren werden. Ausserdem werden rund ein Viertel der EMS im Rahmen von Gebäudesanierungen implementiert. Entsprechend sollten beteiligte Parteien, wie z.B. Architekten, Planer oder Techniker, auf den Nutzen von EMS in Kombination mit PV und anderen Technologien hinweisen.
Anwender:innen von EMS wollen erneuerbare Energien fördern, energieunabhängiger sein und ihren Eigenverbrauch optimieren. Sie gehören zu den sogenannten Early Adopters. Umsetzungshürden für potenzielle Anwender:innen sind v.a. die wahrgenommene mangelnde finanzielle Rentabilität, das Fehlen technischer Standards sowie die komplexe Anbieterlandschaft.
Eine transparente Darstellung von Kosten und Einsparungen durch Technologieanbietende, sowie die Förderung der Harmonisierung technischer Standards durch den Bund sind wichtig. Ein positives Beispiel ist der Verein SmartGridready mit seinem Label zur Sicherung der Kommunikation zwischen Energieverbrauchern, -produzenten, -speichern und -versorgern.
Die Studie betont die Bedeutung von Vertrauen und lokaler Nähe bei der Informationsbeschaffung. Die mehrmalige Interaktion zwischen Anwender:innen und lokalen Anbietenden stärkt das Vertrauen und fördert die Akzeptanz sowie die Verbreitung von Energietechnologien. Fachverbände wie z.B. Swissolar, Electrosuisse, Suissetec und EIT.Swiss sind entscheidend, um lokale Installationsfirmen über ihre wichtige Rolle aufzuklären.
Gemeinden und Verbände sollten Informationsveranstaltungen organisieren oder fördern, um das Bewusstsein für innovative Energietechnologien zu steigern. Solche Veranstaltungen ermöglichen es, praktische Anwendungen zu demonstrieren und direkt von Expert:innen und Anwender:innen zu lernen.
Die Analyse zeigt, dass Anbietende von EMS, PV und E-Mobilität durch Mitgliedschaften in Verbänden wie Swissolar und der Teilnahme an Events wie Powertage eng vernetzt sind. Verbände und Veranstaltungen vernetzen darüber hinaus auch verschiedene Akteur:innen wie Technologieanbietende, Energiedienstleistende, Energieversorgende, Forschung, Bausektor, etc. Sie sind daher eine ideale Plattform, um zur Koordination und Diskussion über die Harmonisierung technischer Standards beizutragen. Sie sind zudem Schlüssel zur Erfassung spezifischer Bedürfnisse von Technologieanbietenden, die im direkten Kontakt mit Anwender:innen stehen und somit die Herausforderungen im Implementierungsprozess kennen.
Das InnoNet-Energy Projekt liefert wertvolle Erkenntnisse für die praktische Umsetzung von EMS im Wohngebäudesektor in der Schweiz. Es zeigt günstige Gelegenheiten zur Umsetzung von EMS auf, wie PV-Installationen und Gebäudesanierungen, sowie dass EMS i.d.R. kombiniert mit anderen Technologien, v.a. PV umgesetzt werden.
Die Studie unterstreicht die Rolle verschiedener Akteur:innen bei der Förderung von EMS und anderen Energietechnologien wie PV und Elektrofahrzeuge. Technologieanbietende, Energieversorgende und Fachverbände sind entscheidend für die Verbreitung dieser Technologien. Sie tragen zur Sensibilisierung potenzieller künftiger Anwender:innen sowie zur Harmonisierung technischer Standards bei, wobei Verbände eine ideale Plattform schaffen um Informationen in der sehr breiten Akteurslandschaft effektiv zu streuen. Die Studie betont zudem die Wichtigkeit von Vertrauen und lokaler Nähe, um effektive Informations- und Marketingstrategien.
Durch gezielte Massnahmen und die Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteur:innen kann ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der Energieziele der Schweiz geleistet werden.
Das Projekt wurde mit der Unterstützung des Bundesamt für Energie durchgeführt. Die Autor:innen übernehmen die alleinige Verantwortung für die Resultate und Schlussfolgerungen.
Im InnoNet-Energy Forschungsprojekt wurden 36 Interviews mit EMS-Anwender:innen im Wohngebäudesektor und Akteur:innen aus der EMS-Branche durchgeführt, darunter Energieversorgende, Technologieanbietende, Universitäten, Beratungsfirmen und Interessengruppen. Basierend auf diesen Einblicken wurden zwei Online-Umfragen durchgeführt: Eine Umfrage zielte auf Schweizer Haushalte, die kürzlich PV-Anlagen installiert oder Elektrofahrzeuge gekauft hatten, und die andere auf Organisationen im EMS-, PV- und E-Mobilitäts-Bereich. Die Umfragen lieferten Daten von etwa 5.000 Technologieanwender:innen und 160 Organisationen.
Marisa Timm
Projektleiterin beim Verein Energie Zukunft Schweiz
marisa.timm@ezs.ch
Maria Hecher
Labor für Mensch-Umwelt Beziehungen in urbanen Systemen
EPFL
maria.hecher@epfl.ch
In der Projektbroschüre können Sie diese und weitere Ergebnisse einsehen.